Heizperiode - warum Schimmel und Stockflecken jetzt wieder Hochsaison haben

Ratgeber - Instandhaltung & Bauen

Kaum ein Schaden tritt in der Winterzeit häufiger auf als der allgemeine Schimmel- bzw. Stockfleckenbefall. Wir erklären, was es damit auf sich hat...

Die Tage werden kürzer und wie jedes Jahr beginnt ab Oktober wieder die Zeit der Feuchtigkeits- und Schimmelschäden. Jedes Jahr, sobald die Tage kürzer werden und die Heizperiode beginnt, vermerken wir einen signifikanten Anstieg der Ortstermine bei unseren Instandhaltern. Häufig erreicht uns die Schadensmeldung: „Schimmelbildung im Schlafzimmer/Wohnzimmer/etc“.

Doch bei einem überwiegenden Teil dieser Einsätze liegt keinerlei bautechnischer Mangel vor und der Bewohner muss mit der für ihn meist enttäuschenden Aussage: „Falsches Heiz- und Lüftungsverhalten“ vorliebnehmen. Doch warum entstehen derartige Schimmel- bzw. Stockflecken und aus welchem Grunde meistens in der kalten Jahreszeit?

Wir gehen in dem folgenden Beispiel von dem Fall aus, dass es sich bei Ihrem Schaden tatsächlich um einen Lüftungsschaden handelt und möchten Ihnen erklären, wie diese Art Schäden entstehen.


Aus physikalischer Sicht

Grundsätzlich ist in Ihrer Raumluft immer unsichtbarer Wasserdampf enthalten und die Aufnahmefähigkeit dieses Wasserdampfes ist abhängig von der Lufttemperatur. Warme Luft ist dabei in der Lage mehr Wasserdampf aufzunehmen als kalte Luft. Das heißt: Ein Wohnzimmer mit 25 Grad Raumtemperatur kann maximal ca. 23 g Wasser pro Kubikmeter aufnehmen, bei 0 Grad wären es nurnoch maximal ca. 5 g Wasser/m³. Dies würde einer Aufnahme bei ca. 100%iger Luftfeuchtigkeit entsprechen, welche in der Praxis jedoch nie erreicht wird. Gehen wir in diesem Beispiel von einer 50%igen Luftfeuchtigkeit aus, wären es dementsprechend 11,5 g Wasser/m³ bei 25 Grad und 2,5g Wasser/m³ Luft bei 0 Grad.

Kühlt die Raumluft von 25 Grad runter auf 0 Grad, sinkt das Aufnahmevermögen für den Wasserdampf von 11,5g/m³ auf 2,5g Wasser/m³. Da aber bereits 11,5g Wasserdampf in der Luft gelöst sind, steigt die relative Luftfeuchtigkeit über die 100% Marke (Aufnahmefähigkeit bei 0 Grad und 100%iger Luftfeuchtigkeit = ca. 5g Wasser/m³). Die übrigen 6,5g Wasser schlagen sich sodann als Kondensat an den kältesten Flächen im Raum nieder (Taupunktunterschreitung).

Kühlen die Temperaturen draußen ab, sinken auch die Temperaturen der Bauteile Ihres Hauses. Einige Bauteile sind dabei besonders anfällig, da Sie entweder bautechnisch nicht ausreichend gedämmt werden konnten, oder weil sie weniger Heizungsluft erreicht. 


Welche Stellen sind besonders anfällig?

Klassiker in diesem Sinne sind so z.B. die Stöße Ihrer Schlafzimmerdecken zur Außenwand. Diese Bereiche kühlen meist schneller aus und bilden somit die ersten Angriffsflächen für Kondensatbildung. Aber auch Fensterabdichtungen, Rückwände von Kleiderschränken oder Kommoden und Sockelbereiche (Fußleisten) sind häufig betroffen. 


Warum sollte ich lüften?

Weil auch Ihre warme Raumluft irgendwann mit Wasserdampf gesättigt ist und diese idealerweise nach draußen „abtransportiert“ werden sollte. Es empfiehlt sich dringend, dies über 2-3 tägliches „Stoßlüften“ bei vollends geöffnetem Fenster durchzuführen. Noch dazu kommt: Frische, ungesättigte Raumluft erwärmt sich schneller und besser als die mit Wasserdampf gesättigte Raumluft – insofern ist Ihre Wohnung nach dem Lüften in kürzester Zeit wieder warm.


Wie bildet sich der Schimmel?

Wir wissen jetzt also, dass Temperaturunterschiede in Räumlichkeiten für Kondensatbildung verantwortlich sind. Doch wie hängt das mit Ihrem „Schimmelproblem“ zusammen?

Schimmel bzw. Stockfleckenbildung ist im Wesentlichen abhängig von 3 Faktoren: Feuchtigkeit, Temperatur und Nährstoffangebot. Schimmelsporen sind allgegenwärtig und ein normaler Bestandteil unseres Ökosystems. Allerdings begünstigt u.a. ein feuchter Untergrund mit einer Nährstoffbasis (z.B. Holz oder Tapeten) die Schimmelbildung. Zusätzlich wächst der Schimmel dort am Besten, wo wenig Luft zirkuliert. Daher sollten Sie beispielsweise davon absehen, dass Schränke direkt an der Außenwand stehen und immer ein wenig Platz lassen. So kann die warme Heizungsluft zirkulieren und auch die Stellen hinter dem Schrank erwärmen.


Zusammenfassung:

Je ausgeglichener und wärmer die Räume beheizt sind, desto mehr Wasserdampf kann beim Lüften abtransportiert werden

Lassen Sie genug Platz zwischen Schränken und Wänden, damit eine gute Luftzirkulation gewährleistet ist

Stellen Sie Heizkörpern nicht zu, bzw. sorgen Sie dafür, dass sich Wärme nicht an Gardinen stauen kann

2-3x täglich sollten Sie stoßlüften (Fenster komplett geöffnet)

Meist gilt: Je älter das Gebäude, desto wichtiger ist die Achtsamkeit auf das richtige Heiz- und Lüftungsverhalten. Insbesondere bei Altbauten kann es erforderlich sein, dass dort noch intensiver drauf geachtet wird

Heizen bewirkt eine Erhöhung der Raumlufttemperatur und damit bei gleichem absolutem Wassergehalt der Luft eine Verringerung des relativen Wassergehalts der Luft. Außerdem wird durch eine Beheizung des Raumes auch die Oberflächentemperatur der Innenwände erhöht. Beide Effekte tragen somit zu einer Vermeidung von Schimmelwachstum bei.


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